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Skandale in der Formel 1

Quelle: Flickr / LuckyNoddle

Mercedes, Pirelli und Ecclestone machen der Formel 1 zu schaffen

In der Formel 1 ging es die letzten zwei Monate wieder mal rund! Ein Skandal schien sich an den nächsten zu reihen:  Erst waren Mercedes und Pirelli aufgrund ihrer geheimen Reifentests in Barcelona mächtig in die Bredouille geraten und dann verkündete die FIA ein überraschend mildes Urteil für den Regelverstoß. Während sich  Mercedes und Pirelli darüber freuen konnten, fühlten sich Protestauslöser Red Bull und Ferrari ganz schön vor den Kopf gestoßen. Als dann Ende Juli beim Rennen in Silverstone reihenweise Reifen platzten, geriet Pirelli in arge Erklärungsnot, versprach aber die Ursachen aufzuklären. Kurze Zeit später beschuldigte der Reifenhersteller allerdings die Rennställe, erheblichen Anteil an den Reifenpannen zu haben und verlangte eine Regelwerksänderung von der FIA.  Diese kam den Forderungen nach und erhöhte die Sicherheitsvorschriften. Beim Rennen am Nürburgring ging dann endlich alles einigermaßen glatt. Vor ein paar Tagen jedoch wurde Formel 1 Chef Bernie Ecclestone wegen Bestechung angeklagt, so dass die gerade abflauende Reifen-Affäre um Pirelli vom nächsten Skandal in der Welt des Motorsports  abgelöst wurde.

Umstrittene Testfahrten von Mercedes

Die ganze Geschichte begann damit, dass Mercedes auf Einladung von Pirelli vom 15. bis 17. Mai Testfahrten auf dem Circuit de Catalunya in der Nähe von Barcelona machte. Dabei testeten Mercedes Fahrer Lewis Hamilton und Nico Rosberg auf 1000 Kilometern ihre Reifen, die zum Teil auch schon für diese und nicht für die nächste Saison verwendet werden. Dies und die Tatsache, dass mit dem aktuellen Rennwagen getestet wurde, was einen Regelverstoß gegen Paragraph 22 des Sportlichen Regelwerks darstellt, erzürnte die Konkurrenten Ferrari und Red Bull. Die beiden Teams forderten daraufhin Konsequenzen für Mercedes von der FIA. Das Internationale Tribunal des Automobil-Weltverbandes untersuchte den Vorfall, kam jedoch zu dem Schluss, dass weder Pirelli noch Mercedes beabsichtigt arglistig gehandelt hätten, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Mercedes, vertreten durch Anwalt Paul Harris, hatte damit argumentiert, keine Kenntnis davon gehabt zu haben, welche Reifen Pirelli testen wollte und sich außerdem überhaupt nicht im Klaren darüber gewesen zu sein, dass die Reifentests Grund zu Anklage sein könnten. Deswegen verurteilte die FIA weder Mercedes noch Pirelli zu Geldstrafen und vollzog auch keinen Punkteabzug, sondern sprach lediglich eine Verwarnung für beide aus. Außerdem wurde verfügt, dass Mercedes am Young Drivers-Test in Silverstone nicht teilnehmen darf.

Die konkurrierenden Rennställe zeigten große Empörung als Reaktion auf dieses milde und ihrer Meinung nicht adäquate Urteil, sahen sich allerdings gezwungen es hinzunehmen. Die Anhänger des Motorsports zeigten in der Debatte breite Reaktionsspektren: Während die einen große Verschwörungstheorien gegen Mercedes aufstellten und stark gegen die Lobby wetterten, regten sich andere einfach nur etwas mehr als sonst über den umstrittenen Reifenhersteller Pirelli auf.  Wieder andere versuchten den Vorfall zu bagatellisieren.

Reifenplatzer bei der Formel 1 in Silverstone

Beim Rennen in Silverstone am 30.06. dann, stand Pirelli aufgrund der noch sehr präsenten Reifentest-Affäre und aufgrund von Problemen bei den vorhergehenden Probefahrten im Training stark unter Beobachtung. Umso drastischer war es, dass beim Rennen der hintere linke Reifen von gleich vier Fahrern bei voller Fahrt platzte. Lewis Hamilton, Felipe Massa, Jean-Eric Vergne und Sergio Pérez fürchteten um ihre Sicherheit, als ihre Reifen in kleine Teile zerfetzt wurden. Die umherfliegenden Reifenteile von McLaren-Fahrer Sergio Perez hätten sogar beinahe Verfolger Fernando Alonso getroffen, eine lebensbedrohliche Situation.  Dass immer der linke Hinterreifen geplatzt war, deutete auf einen systematischen Fehler des Reifenherstellers hin. Pirelli war deswegen erheblich dem öffentlichen Druck ausgesetzt,  versprach aber die Ursachen für die Pannen so schnell wie möglich aufzuklären. Während Pirelli also Tests und Ursachenforschung betrieb, war in der Formel  1 eine riesige Sicherheitsdebatte ausgebrochen.

Pirelli wälzt Schuld auf Formel 1 Teams ab

Schließlich ließ der Reifenlieferant seine Fehleranalyse verlauten, in der die Schuld vor allem auch auf die Rennställe abgewälzt wurde. Pirelli beteuerte, “dass die Reifengeneration 2013 bei korrekter Nutzung in keiner Weise die Sicherheit der Fahrer gefährdet”. Zu niedriger Reifendruck, aggressive Randsteine, extremer Radsturz und vor allem der Reifentausch seien die Ursachen der Reifenplatzer gewesen. In der Formel 1 ist es nämlich gängige Praxis, den rechten und den linken Hinterreifen bewusst zu vertauschen, weil so eine bessere Leistung erzielt werden kann. Aufgrund der asymmetrischen Struktur der neuen Reifen,  führte der Reifentausch diesmal jedoch zu erheblichen Problemen. Pirelli forderte deswegen von der FIA dieses Tauschen zu verbieten und generell die Sicherheitsbedingungen zu verbessern.

Quelle: Flickr / RyanBayona

Nachdem die FIA durch Regelwerksänderungen weitere Testfahrten ermöglicht hatte und Pirelli seine Reifen wieder durch symmetrische Reifen ausgetauscht hatte, verlief beim Großen Preis von Deutschland dann alles soweit normal, abgesehen davon, dass sich ein falsch montierter Reifen von Red Bull Fahrer Mark Webber in der Boxengasse löste und einen Kameramann leicht verletzte. Nach der vermeintlich eingekehrten Ruhe im Motorsport, erhob dann aber die Münchner Staatsanwaltschaft Anklage gegen Formel 1 Chef Bernie Ecclestone und lenkte so erneut alle Augen auf die Formel  1. Ecclestone wird vorgeworfen, den Bayern LB-Vorstand Gerhard Gribkowsky bestochen zu haben. Dem 82-Jährigen steht der Prozess noch bevor, er ließ allerdings bereits verlauten, dass er sich eine Frau an der Spitze der Formel 1 durchaus vorstellen kann. Wer dann tatsächlich Ecclestones Nachfolger wird, steht noch in den Sternen, fest steht jedoch, dass es durch diese Schmiergeld-Affäre spannend bleibt in der Formel  1, egal ob gerade ein Rennen ansteht oder nicht.